Außerdem ergeben sich besondere Herausforderungen aufgrund der topografischen Gegebenheiten der Stadt Marburg: Während die Innenstadt im Tal liegt, erstrecken sich die Liegenschaften der Universität und des Universitätsklinikums auf den Lahnbergen bis auf eine Höhe von 370 m über NN. Dies ist bei der Auswahl der Verkehrsträger und Antriebstechnologien zu berücksichtigen.

Ziel der Stadt Marburg ist es, bis zum Jahr 2030 die Stadtbuslinien 7 und 27 mit einer partiellen Oberleitungsinfrastruktur auszurüsten und den regulären Betrieb mit batteriebetriebenen Oberleitungsbussen aufzunehmen. So ergänzt der batteriebetriebene Oberleitungsbus im Rahmen der Elektrifizierung des Stadtbusverkehrs die rein elektrisch betriebenen Busse.

DER BOB - DIE BESTE WAHL FÜR MARBURG

Die batteriebetriebenen Oberleitungsbusse bieten einen echten Mehrwert für Marburg!

Um zu prüfen, welcher Verkehrsträger für die anspruchsvollen Einsatzbedingungen vom Lahntal zu den Lahnbergen geeignet ist, wurden umfangreiche Untersuchungen für vier verschiedene Verkehrsträger durchgeführt:

  • rein batteriebetriebene Busse
  • eine Straßenbahn
  • eine Seilbahn
  • batteriebetriebene Oberleitungsbusse

Das Ergebnis: Batteriebetriebene Oberleitungsbusse erfüllen im Vergleich zu den anderen alternativen Verkehrsträgern am besten Marburgs Anforderungen an einen klimaschonenden und leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr.

Oberleitungsbusse sind ein seit Jahrzehnten weltweit erprobtes und bewährtes Beförderungssystem. Reine Oberleitungsbusse haben jedoch den Nachteil, dass sie keine Umleitungen fahren können und die gesamte Strecke mit Oberleitungen ausgerüstet werden muss.

Der BOB ist eine Weiterentwicklung des Oberleitungsbusses, die wesentlich jünger ist und aufgrund der eingebauten kleinen Batterie flexibel auf die Anforderungen im Busbetrieb reagieren kann. Mit dem BOB könnte sogar ein Betrieb rund um die Uhr ermöglicht werden, da die Batterie flexibel unter der Oberleitung geladen werden kann.

Der BOB ist ein Bus mit einem rein elektrischen Antriebssystem ausgestattet. Damit trägt er unmittelbar zur Verbesserung der Lebensqualität durch eine Verminderung der Luftschadstoff- und Lärmbelastungen vor Ort bei.

Der BOB wird während der Fahrt ausreichend geladen und bezieht seinen Energiebedarf aus Oberleitungen. Deswegen benötigen die Busse nur eine kleine Batterie. Diese ist günstiger und umweltschonender.

Die Batterie kann die elektrische Energie, welche auf Talfahrten und beim Bremsen entsteht, speichern und lässt den Bus streckenweise ohne Oberleitungskontakt fahren.

Durch die Kombination aus ausreichend langer Oberleitung und Batterie ist kein Zwischenladen notwendig, wodurch weniger Busse angeschafft bzw. weniger Ladeinfrastruktur errichtet werden müssen.

Der BOB ist dafür geeignet, eine große Anzahl von Fahrgästen auf topographisch anspruchsvollen Strecken betriebssicher und wirtschaftlich zu befördern.

Weitere technische Aspekte des BOB-Systems – auch im Vergleich gegenüber anderen Verkehrsträgern – können Sie in dem Kapitel zur „Auswahl der Variante“  nachlesen.

DAS VORHABEN:
ELEKTRIFIZIERUNG DER LINIEN 7 UND 27

Für die Elektrifizierung wurden die Hauptlinien des Marburger ÖPNV, die Stadtbuslinien 7 und 27 ausgewählt. Diese beiden Linien bedienen jährlich mehr als ein Fünftel des Stadtbusverkehrs (ca. 700.000 km). Bereits heute pendeln täglich rund 10.000 Menschen zu den universitären und klinischen Einrichtungen, davon sollen die beiden Linien ca. 6.000 bis 8.000 Personen befördern. In den Spitzen werden aktuell bis zu 550 Fahrgäste pro Stunde auf beiden Linien befördert.

Folgender Streckenverlauf ist vorgesehen: Hauptbahnhof– Gutenbergstraße– Wilhelmsplatz–Südbahnhof–Kantstraße–Hölderlinstraße–Universitätsklinikum–Hauptbahnhof und zurück

Mit dem Zubau an klinischen und universitären Einrichtungen auf dem Campus Lahnberge wird das Fahrgastaufkommen weiter steigen und erfordert deshalb die Vorhaltung eines entsprechenden ÖPNV-Angebotes. In der Verkehrsspitze sollen mittelfristig rund 700 Fahrgäste pro Stunde befördert werden.

Bauliche Umsetzung


Die Errichtung der Oberleitungsinfrastruktur soll nur partiell im Straßenraum erfolgen und auf das zwingend notwendige Bauvolumen beschränkt werden. Die Bauwerke des Oberleitungssystems sind hauptsächlich oberirdisch platziert und jederzeit demontier- und wiederverwertbar. Die rund 900 Oberleitungsmasten sollen in einem Regelabstand von ca. 25 m errichtet und mittels Quertragseilen verbunden werden. Daran ist der Fahrdraht aus Kupfer angehängt. Wo möglich, soll eine Kombination von Straßenbeleuchtungs- und Oberleitungsanlage genutzt werden. Das Ziel: So wenige, wie unbedingt notwendige zusätzliche Masten in den Straßenraum zu bauen.

Für den Bau der Oberleitungsinfrastruktur werden die Baulastträger Hessen Mobil und die Universitätsstadt Marburg die benötigten Flächen (im öffentlichen Straßenraum) zur Verfügung stellen, auf die Ab- und Überspannungen privater Grundstücke kann so verzichtet werden. Für die Errichtung und den Betrieb der Gleichrichterunterwerke zur Spannungsversorgung der Oberleitung sollen entsprechende Gestattungsverträge abgeschlossen werden.

Oberleitungsbus
 

Kosten und Finanzierung


Ein klimaneutraler ÖPNV ist eine Investition in die Zukunft. Für die Umsetzung des Vorhabens Oberleitungsanlage und batteriebetriebene Oberleitungsbusse wird ein zweistelliger Millionenbetrag benötigt. Das Gesamtinvestitionsvolumen für dieses Vorhaben wurde mit ca. 45 Mio. Euro (Stand Kosten netto April 2023) kalkuliert.

Aufgrund des hohen Investitionsvolumens kann die Umsetzung des Vorhabens nur erfolgen, wenn entsprechende Zuwendungen des Bundes und des Landes Hessen zur Verfügung stehen.